Montag, 21. November 2011

Kerken: Aldekerk hat eine Ärztin mehr

Das Gelderland hat sowohl zu wenig Haus- als auch Fachärzte. Die Region ist ärztlich unterversorgt. Es fehlen allein sechs Allgemeinmediziner. Um so erfreulicher ist es für Aldekerk, dass Dr. Irina Starschinova dort nun eine Praxis eröffnet hat.

Die Aldekerker sind einige der wenigen Gelderländer, die statistisch gesehen nicht ärztlich unterversorgt sind. Zumindest nicht mehr. Denn jetzt hat die Praxis an der Wachtendonker Straße wieder geöffnet (die RP berichtete mehrfach). Dr. Irina Starschinova ist in die alten Räume von Dr. Wilhelm Reich eingezogen. Die 42-Jährige wechselte kurzfristig vom St.-Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort dorthin. Ein Bekannter hatte ihr die Stelle vermittelt, nachdem Reich Ende August über Nacht fluchtartig seine Praxis verlassen hatte. Die verschollenen Patientenakten Reichs sind bisher nur teilweise wieder aufgetaucht und wurden von der Ärztekammer an Starschinova weitergereicht.


Starschinova ist im russischen St. Petersburg ausgewachsen. Die Liebe zur Medizin wurde ihr bereits in die Wiege gelegt. Denn die 42-Jährige stammt aus einer Ärztefamilie. "Für mich kam nichts anderes als die Medizin in Frage", sagt sie. Deshalb absolvierte sie in ihrer russischen Heimat auch ein Medizinstudium, anschließend praktizierte sie am dortigen Krankenhaus.

1995 wanderte sie mit ihrer damals fünfjährigen Tochter nach Deutschland aus. "In Deutschland ist zwar alles wesentlich strenger, aber auch besser organisiert als in Russland", sagt Starschinova. "Allerdings sind die Arbeitszeiten schlechter. Denn in Russland ist ein Großteil schlechter versichert als die Deutschen, somit hat man dort automatisch weniger Patienten."

In Baden-Württemberg lernte Starschninova zunächst Deutsch, bevor sie weitere Praxiserfahrungen im Häuslichen Pflegedienst sammelte. Seit 2002 ist die gebürtige Russin als Ärztin tätig. Vom Oberhausener Krankenhaus wechselte sie 2006 nach Kamp-Lintfort. Im Mai erhielt sie ihre Zulassung als Facharzt für Innere Medizin.

Mit der Idee, sich mit einer Praxis selbstständig zu machen, liebäugelte die Kamp-Lintforterin bereits seit längerem. Als sie nun von der vakanten Stelle in Aldekerk hörte, griff sie sofort zu. Ein Rückgang nach Russland kommt für die 42-Jährige nicht mehr in Frage. "Ich könnte mir höchstens vorstellen, ein Kooperationsprojekt mit dem Krankenhaus in St. Petersburg zukünftig anzustreben."
Und wenn sie doch einmal fernweh bekommt, dann reist sie quer durch Europa. "Ich treffe mich regelmäßig mit meinen russischen Kommilitonen, die überall in Europa verstreut praktizieren", erzählt Starschinova. Darüber hinaus treibt sie Sport und verbringt viel Zeit mit ihrer 21-jährigen Tochter, die nun auch Medizin studiert. "Ich habe sie gut darauf vorbereitet und sie auch mit den Schattenseiten des Berufs wie etwa die Schichtdienste konfrontiert", sagt die Ärztin. "Doch das hat sie nicht abgeschreckt."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen